DIALOGUE: Werke von L.Berio, R. Saunders und M. Veltman
mit Christiane Veltman (Viola) und Jonathan Shapiro (Schlagzeug)
Hybrid Plugin: Uraufführungen von S. Krebber und M. Marcoll
mit Sabine Akiko Ahrendt (Violine mit Analogfilter), Annegret Mayer-Lindenberg (Viola mit Analogfilter, Sprecherin) und Burkart Zeller (Cello mit Analogfilter, präparierte Strohviola)
15. Dezember 2018, 18:30 Uhr
Kunst-Station Sankt Peter
Programm
- Luciano Berio: Naturale (1985)
für Viola, Schlagzeug und Zuspielband - Steffen Krebber: Caterwauling (2018, UA)
für Streichtrio mit Analogfilter und optionaler Verstärkung - Rebecca Saunders: Dialogue (2011)
for Viola and Percussion - Maximilian Marcoll: Fremdbestimmt (2018, UA) – Studie zu einer Szene
für Sprecherin und präparierte Strohviola - Michael Veltman: un enfant passa (2017)
für Viola und Schlagzeug
Für die selten zu hörende Instrumentenkombination Viola / Schlagzeug schrieb Luciano Berio sein Werk „Naturale“. Es entstand 1985 im Auftrag des Ater Balletto in Reggio Emilia und ist dem Bratschisten Aldo Bennici „in brüderlicher Zuneigung gewidmet“. Es verwendet Themen sizilianischer Volkslieder, die Berio bereits in seinem Werk „Voci“ für Viola und zwei Instrumentalgruppen (1984) benutzt hat und die hier gewissermaßen „herausgefiltert“ worden sind. Der Fluss der musikalischen Ereignisse wird unterbrochen durch die Stimme eines italienischen Volkssängers, die Berio selber in Palermo aufgenommen hat. So lebt das Stück aus dem Gegensatz einer sehr verfeinerten Transkription der Volkslieder und der rauen Naturstimme des sizilianischen Sängers.
Bei der vietnamesischen Mundgeige K'ni, die keinen Klangkörper hat, findet die Klangerzeugung über den Resonanzraum des Mundes des Spielers statt. Die Schwingung der angestrichenen Saite wird über einen Faden in den Mund des Spielers übertragen, der Mundraum dient zur Klangverstärkung und Klangmodulation. Man kann somit von einer Art analoger Talkbox sprechen.
Im Rahmen des Projektes „Hybrid Plugin“ haben die beiden Komponisten Steffen Krebber und Maximilian Marcoll zusammen mit Annegret Mayer-Lindenberg versucht, diese Technik der Klangerzeugung auf die Instrumente Violine, Viola und Cello zu übertragen.
Dabei sind zwei Stücke entstanden, die sehr unterschiedlich mit den Ergebnissen dieses Versuchs umgehen: Steffen Krebber wendet den entwickelten Analogfilter auf ein klassisches Streichtrio an, jeder der drei Musiker verwendet beim Spielen einen eigenen Filter, um den Klang seines Instrumentes zu modulieren. Dabei werden die im Mund gefilterten Klänge elektronisch leicht verstärkt.
Maximilian Marcoll verteilt das Spielen des Instrumentes (in diesem Fall eine präparierte Strohviola, die in Cellohaltung gespielt wird) und den Filter auf zwei Personen, die mit einem deutlichen räumlichen Abstand zueinander stehen. Beide Spieler sind voneinander abhängig in der Gestaltung des Klangs in Wechselwirkung von Instrument und Filter.
Die englische in Berlin lebende Komponistin Rebecca Saunders ließ sich ebenfalls von den Möglichkeiten der außergewöhnlichen Instrumentenkombination Viola / Schlagzeug inspirieren, kommt allerdings zu einem völlig anderen klanglichen Ergebnis als Berio. Ihr „Dialogue“ ist voller geheimnisvoller Klänge, die häufig kaum zuzuordnen sind; eine Reise der Klangerkundung, die den Zuhörer unmittelbar in seinen Bann zieht.
„En enfant passa“ von Michael Veltman bezieht sich auf einen Text von Colette Peignot, der Lebensgefährtin von Georges Bataille, deren Pseudonym „Laure“ war. Die Viola spürt den Wortmelodien nach, verechot vom Schlagzeug. „Le silence et le secret...“