28
Okt

Stille halten

Die Kompositions-Installation „Stille halten“ des Komponisten und Klangkünstlers Thomas Taxus Beck fügt der heutigen Stadtvogel-Klangkulisse Vogelrufe aus verschiedenen Gegenden hinzu, unter ihnen seltene, in der Zwischenzeit ausgestorbene oder in Deutschland nicht mehr vorkommende Arten wie Grauortolan, Dünnschnabelbrachvogel oder Katzenvogel. Für eine Dauer von 120 Minuten bietet der Waldfriedhof eine Bühne für ein Vogelkonzert der besonderen Art:
16 selbstspielende Nistkästen erweitern die natürliche Klangkulisse des Friedhofs. Den Besuchern bietet sich während der Aufführungszeit ein irritierendes Erlebnis: Es ertönen elektronisch bearbeitete Vogelrufe, die in Rhythmen und Struktur elegisch, rhythmisch, dialogisch oder komisch aufeinander Bezug nehmen. Durch die enge Bezugnahme auf die örtliche Situation fügt sich die Installation unaufdringlich ein und erweitert den vorhandenen Raum zu einem offenen Konzertraum, in den sich die ansässigen Vögel quasi improvisatorisch mit einbringen. Durch das Verschmelzen von natürlicher Klangkulisse, künstlichen und echten Vogelrufen entstehen statische und bewegte Klangräume, die sich gegenseitig durchdringen: Ein Spiel mit Natürlichem und Künstlichem, mit Vorhandenem und Hinzugefügtem an der Wahrnehmungsgrenze.

Die Installation/Komposition ist so angelegt, dass die Besucher nicht ein Konzert besuchen, sondern sich darin befinden. Sie sind frei, jederzeit weiterzugehen oder zu bleiben. Der Weg zu dem Aufführungsort ist ausgeschildert, der Komponist ist während der Aufführung vor Ort. Bei starkem Regen wird die Installation um eine Woche auf den 05.07. verschoben.

„Stille halten“ ist eine Auftragskomposition des Kulturforums Witten und des WDR 2022. Die Realisation wurde zudem von der Ernst-Siemens Stiftung gefördert.